Es ginge alles besser

wenn man mehr ginge (J.G. Seume). Diese weisen Worte habe ich in Wilsede gelesen, als ich gerade ächzend vom Rad abstieg … wie wahr.

Wer mich kennt weiß, das ich gerne laufe.

Meine Freundin Antje weiß jetzt, das ich zwar Fahrrad fahren kann – aber hier nicht gerade die Schnellste bin und vor allem nicht im „freien“ Gelände.

Aber von Anfang an.

Tag 2 unserer kleiner Auszeit in der Lüneburger Heide. Es ist wieder warm – sehr (!) warm. Von unserer Unterkunft aus sind es knapp 8 Kilometer bis zum Wilseder Berg und ungefähr 9,5 Kilometer bis Wilsede. Eigentlich eine tolle Strecke zum Laufen. Hin und zurück mit dem geplanten Abstecher zum Totengrund wären es 22-23 Kilometer, wir haben den ganzen Tag Zeit – aber … es ist einfach zu warm. 32 – 34 Grad werden es an diesem Tag und vom Vortag wissen wir noch „mit Schatten ist da nix“. Aber mit dem Auto los? Auch doof. Aber halt, in unserem Urlaubspaket sind ja auch Fahrräder enthalten. Also ab an die Rezeption, zwei Fahrräder reserviert. Auf der Rad- und Wanderkarte sind Fahrradwege eingezeichnet, na prima. Das machen wir. Ich habe ewig nicht auf einem Rad gesessen, aber 20 Kilometer schaff ich locker. 

Los geht es.

Wir fahren von der Hofanlage runter (schön asphaltiert) folgen dem Wegweiser und ich frage das erste Mal „bist du sicher, dass DAS der Fahrradweg ist?“. Jepp.

Aber erst einmal freuen wir uns, dass wir schon nach wenigen Minuten mitten in der Heide sind

und radeln über Wulfsberg, Niederhaverbeck, dem Heidschnuckenweg in Richtung Wilseder Berg.

Ganz ehrlich: bis zum Wilseder Berg wird es ein langer Weg … sehr lang. Sehr anstrengend. Die Wege sind total sandig mit vielen kleinen Steinen. Da es lange nicht geregnet hat, schön staubig. Ich fühle mich schon nach kurzer Zeit wieder „wie paniert“ und habe ständig Angst, dass es mir die Reifen wegzieht. Es geht „spaßig“ bergauf und bergab .. bergauf schnaufe ich wie eine alte Dampflok – mein Gesicht hat von der Sonne und der für mich ungewohnten Anstrengung mittlerweile die gleiche Farbe wie die Heide angenommen – bei bergab habe ich das Gefühl auf einem durchgehenden Hengst zu sitzen und umklammere die Griffe am Lenker als ob mein Leben davon abhinge. Antje radelt derweil super entspannt einige (Kilo-)Meter vor mir und wartet geduldig auf mich.

Auf dem nächsten Bild bekommt man einen kleinen Eindruck vom „Rad“ Weg.

Fahrradweg …

 

Aber okay. Aufgeben gibt es nicht – und dafür ist es auch viel zu schön um uns herum

Das letzte Stück zum Wilseder Berg hinauf gebe ich auf … „wer sein Rad liebt, schiebt“. Ich liebe es nicht, es ist auch nicht mein Rad, aber ich schiebe trotzdem. Aber auch die E-Bike Radler, die mich vorher milde lächelnd überholt haben, steigen ab. Na also. 

Der Wilseder Berg ist immerhin mit 169,2 m die höchste Erhebung der nordwestdeutschen Tiefebene. 

Der mühsame Weg lohnt sich auf jeden Fall – der Ausblick ist ein Traum

Wilseder Berg

Hier machen wir auch eine der unzähligen Pausen und genießen einfach den Moment und schauen genüsslich die „50 shades of lila“.

Wie sich im Nachhinein herausstellte, muss ich in etwa zeitgleich mit dem „Wanderkollegen“ Thore dort gewesen sein – schade, dass wir das nicht wussten. Das hätte ein großes Hallo gegeben.

Von hier ist noch ein wenig über einen Kilometer bis nach Wilsede. Also wieder aufs Rad geschwungen – und mit extrem viel Schwung ging es hinunter. Hui. Einmal springe ich während der Fahrt vom Rad, da sich die Reifen im Sand festfahren und ich Angst habe über Kopf zu gehen.

In Wilsede schließen wir die Räder an und bevor ich mich einen Meter weiterbewege verlange ich nach einem Kaltgetränk. 

Nachdem wir uns kurz erholt haben, wollen wir aber nun auch etwas laufen. Von Wilsede aus gibt es einen kleinen Rundweg (knapp 3 Kilometer insgesamt) zum Totengrund. 

Auch hier wieder: Heide satt

Totengrund

Gemütlich laufen wir die Runde, genießen den schönen Ausblick und bummeln langsam wieder in Richtung Wilsede.

Um die Rückfahrt noch ein wenig hinauszuzögern kehren wir noch in einem VNP (Verein Naturschutz Park Lüneburger Heide) geführtem Lokal auf einen Kaffee und ein Stück Buchweizenkuchen ein. Lecker. Wir schauen uns noch ein wenig in Wilsede um, aber hier ist es natürlich recht voll, so dass wir entschließen langsam zurück zu radeln.

Wir schauen wieder auf der Karte nach – ich weigere mich entschieden, den selben Weg zu nehmen, den wir gekommen sind – ich hoffe weiter auf bessere Radwege – und entscheiden über Oberhaverbeck zurück zu fahren. Dieser Weg lässt sich auch besser an – (und bietet uns noch einmal eine zauberhaften Landschaft)

bis auf das letzte Drittel, da radeln wir auf dem Heidschnuckenweg und landen am Ende auf dem Wanderweg zum Tütsberg. Die letzten Meter schieben wir beide das Rad, es geht einfach nicht mehr.

Was freue ich mich, als wir in Tütsberg wieder ankommen. Ich habe Sonnenbrand, ich habe Durst und ich sehne mich nach einer Dusche. Wir verabreden, dass wir uns zum Essen wieder treffen und bis dahin einen Moment verschnaufen.

Als wir uns später zum Essen treffen, haben wir auch beide gut Hunger und freuen uns über den Heideteller den wir vorgesetzt bekommen.

Nach dem Essen gehen wir noch eine Runde spazieren – das Gelände ist so abwechslungsreich und schön und wir erleben noch einen zauberhaften Sonnenuntergang

der mich abschließend mit dem Tag versöhnt. 

Fazit des Tages: ich laufe lieber. Auch bei Hitze. Aber ich möchte nicht eine Minute dieses Tages missen. Und ein ganz klein wenig bin ich auch „stolz“ auf mich, dass ich diese verflixte Fahrrad Tour bis zum Ende mitgemacht habe. Ich hätte unterwegs „schummeln“ können, es fahren Heidesprinter, wo man kostenlos mitfahren und sein Fahrrad aufladen kann. Aber ich habe ja auch meinen Stolz, jawohl ja!

Wir trinken noch „auf unserer Bank“ unter „unserem Baum“ ein Gläschen Wein und verschwinden dann bald auf unsere Zimmer – ich mag nicht mehr sitzen 😉

Pläne für den dritten Tag haben wir natürlich noch geschmiedet – davon berichte ich beim nächsten Mal.

Liebe Antje, danke, dass du so geduldig warst.

Aktuell hat die schlimmste Hitze gerade ein wenig nachgelassen und wenn es morgen nicht regnet möchte ich gerne eine kleine Runde laufen. Habt ihr Pläne für den Sonntag? Macht ihr vielleicht eine Fahrrad Tour? Ich winke euch zu.

Wie immer: seid gut zu euch und bleibt gesund.

 

8 Gedanken zu „Es ginge alles besser

  1. Ach wie ist die Heide schön.Wir waren ja früher(als du noch Schulkind warst)auch ein paarmal dort.Niederhaverbeck sagt mir was…..Dieses Jahr blüht sie besonders früh und üppig.Ich glaube dort möchte ich auch noch mal meine Runden drehen.Urlaub in Deutschland ist doch total „IN“ zur Zeit.Tolle Bilder,bin schon gespannt auf den 3.Teil dieses Urlaubs.

  2. Mensch Sanne, da hast Du Dich aber ganz schön gequält – da kannst Du wirklich stolz sein.
    Im Gegensatz zu Dir mag ich radeln ganz gern, muss aber sagen, dass es in Dresden leider meist auch nicht viel Spaß macht. Hier liegt es weniger an tiefen sandigen Furchen, sondern eher an sehr mangelhaften Radwegen.
    Du hast recht, der sich Euch bietende Sonnenuntergang entschädigt für alles – was für ein wunderschöner Schnappschuss, genau wie vom Wilseder Berg.

    Bei mir wird das morgen nix mit einem Ausflug, haben morgen eine kleine Familienfeier.

    Halt Dich Wacker!

    • Liebe Sandra. Stimmt, ihr habt ja einen besonderen Anlass zum Feiern. Liebe Grüße an alle und beste Glückwünsche an Daniel. Nun ist „der Kleine“ auch „groß“ 😉

  3. 50 shades of lila? Köstlich! Ein toller Bericht- wie immer. „Schusterin bleib bei Deinen Leisten (oder auch Wanderschuhen)“. So macht die Heide Spass.

  4. Liebe Susanne, Deine Bilder sind so traumhaft schön, da kann man echt neidisch werden. Mir war die Heide bisher so garnicht bekannt, aber diesen Jahr lernt man ja Ecken in Deutschland kennen, von denen ich nicht wusste wie schön sie sind. Bei deiner Fahrradtourbeschreibung musste ich (Verzeihung) so lachen, mich hat das ganz an die Radtour mit Thomas auf Usedom erinnert, am Anfang gab einen tollen Radweg, der war an der ersten Sehenswürdigkeit zu Ende und dann ging es über alte Panzerwege, rechts und links schmale Betonplatten, in der Mitte nur Sand und wir beide mit uralten schweren E-Bikes. Mein Mann fand das garnicht schlimm, ich habe geschimpft wie ein Rohrspatz und auch zum Teil geschoben, weil ich immer Angst hatte mit samt dem Rad umzufallen. FAZIT: ich laufe auch lieber! Ich freu mich schon auf Deinen nächsten Bericht und wieder bestimmt ganz tolle Bilder (Deine Sonnenuntergänge sind unvergleichlicht). Liebe Grüße und eine gute Woche.

    • Liebe Gerti. DANKE!! Schön, wenn man nicht allein mit seinen Fahrrad-Geschichten ist 😉
      Ich kann mir eure Situation bildlich vorstellen, wie Thomas eifrig vorneweg radelt und du hinterher bist und vor dich hin schimpfst. Hihi.

      Die Lüneburger Heide ist schon ein ganz besonders schönes Fleckchen auf dieser Erde. Und die Heideblüte ist dieses Jahr wirklich bombastisch.
      Ihr müsst wirklich mal in den Norden kommen – ich würde euch so gerne mal meine zauberhafte Heimat zeigen.
      Liebe Grüße zurück, euch ebenfalls eine gute Woche – und bleibt gesund!!

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