von (langen) Abkürzungen an der Wümmeniederung

Moin, da bin ich wieder.

Sonntag, super Wetter Aussichten, die letzten Wochen viel zu viel Zeit im Büro vor dem PC verbracht und überall nur noch „Corona“Arbeiten, einkaufen, Kontaktsperren, gefühlt nur noch müde und etwas genervt und gestresst – kaum wurden Entscheidungen getroffen, waren diese schon wieder überholt – willkommen im „systemrelevanten“ Berufsleben.

Nun habe ich bis über Ostern frei und in meinem Kopf schwirrte der Wunsch „madam muss an die Luft“. Hier in Bremen ist am Wochenende alles überlaufen, selten habe ich so viele Menschen im Bürgerpark laufen sehen, auf einem Sonntag an die Weser? Ein einziger Hindernislauf – auch wenn sich der Großteil der Bürger/innen an die  Abstandsregeln halten – zwischen ihnen eine Lücke zu finden ist nicht einfach und nicht wirklich entspannt zu laufen.

Also doch in den Zug. Der Bahnhof wie ausgestorben, der Zug fast leer – ein Abteil für mich allein – davon kann man sonst nur träumen. Und ich habe alles dabei: Tücher und Desinfektionsmittel um mir die Hände und alles um mich herum zu desinfizieren. 

Bei 7 Grad und Sonnenschein komme ich in Rotenburg Wümme an. Der Plan lautet, den Nordpfad Wümmeniederung zu laufen. Dieser hat 32,5 Kilometer, das kommt auf einen Schlag nicht infrage, also habe ich vorher den Plan studiert und werde am Hassendorfer Wehr von der Nord- auf die Südroute wechseln. 

Vom Bahnhof laufe ich in Richtung Spielplatz in der Ahe, hierhin führt ein kleiner Waldweg , wo ich die ersten magischen Eindrücke erhalte. Alles wirkt ein wenig verwunschen, der Gedanke soll mir auf dieser Tour noch öfters kommen.

Am Spielplatz an der Ahe startet der Nordpfad Wümmeniederung. Ich folge der Ausschilderung – und schwupps – schon finde ich kein Schild mehr. Geradeaus weiter? Oder doch abbiegen? Hier sind scheinbar vor kurzem einige Bäume gerodet worden, vermutlich inklusive Schilder. Also erst geradeaus – falsch. Ich hätte abbiegen müssen, dort finden sich auch die Schilder wieder. 

Ich laufe über Waldwege und höre … viel. Ein Specht ist sehr energisch am klopfen, die Vögel trällern und tschilpen und machen richtig viel Lärm.

ich fühle mich wie Rotkäppchen

Zwischendurch ein paar gelbe Farbtupfer

Bald sehe ich wieder einen Wegweiser und mein erstes Pausenziel ist nur noch 5 Kilometer entfernt

noch 5 Kilometer bis zur Pause

Auf dem Waldweg riecht es nach frischem Holz, nach Moos, nach Erde, zwischendurch kann man auf die Wiesen der Wümmeniederung schauen, man sieht frisches kräftiges Grün und noch die Reste vom Herbst – eine tolle Mischung.

Ein Blick nach oben zeigt den knallblauen Himmel

und schon sind die 5 Kilometer geschafft, ich bin am Waldklassenzimmer angekommen. Hier gibt es eine kleine Schutzhütte, da das Wetter aber so toll ist, finde ich eine kleine Bank mit Blick auf die Wümmewiesen. Traumhaft schön. Hier möchte ich am liebsten nie wieder weg.

Pause – auch für die Seele

Also erst einmal in Ruhe einen Becher Tee trinken, ins Käsebrot beißen und einfach nur die Seele baumeln lassen. Ganz ehrlich: wenn man durch diese wunderschöne Natur läuft kann man überhaupt nicht glauben, dass um uns herum ein so gefährlicher Virus grasiert und wie viel Unglück gerade geschieht. Hier ist alles voller Frieden und alles Böse ganz weit weg. Ich merke richtig, wie mir die Last von den Schultern fällt, der Stress der letzten Wochen weicht und ich wieder richtig tief durchatmen kann. Perfekt!

Nun aber nicht zu lange bummeln, es liegen noch ein paar Kilometer vor mir. 

Weiter geht es durch den Wald – habe ich mich vorhin wie Rotkäppchen gefühlt? Jetzt weiß ich warum 

Glücklicherweise ist mir kein Wolf begegnet – ob ich dann noch Zeit und Lust zum telefonieren hätte? Ich weiß es nicht …

Auf diesem Nordpfad gibt es einiges zu entdecken. Vor dem Waldklassenzimmer gab es das Kunstwerk „Lauf der Welt“ zu sehen, dann das Waldklassenzimmer – sieht tatsächlich wie ein früheres Schulzimmer aus – und nun komme ich am Kunstwerk „In die Luft gehen“ vorbei – das gefällt mir – so laufe ich ja auch oft genug durchs Leben

In die Luft gehen

Es soll den Schritt ins Leere oder auch den Griff nach den Sternen symbolisieren – kenne ich beides *zwinker*

Von hier sind es noch knapp 1,5 Kilometer zu meiner „Abkürzung“ zum Hassendorfer Wehr.

Hassendorfer Wehr

Nach dem überqueren des Wehrs befinde ich mich auf der Südroute des Weges und biege links ab. Von hier sind es dann doch noch knapp 10 Kilometer zurück – ich hatte es auf maximal 7-8 Kilometer im Vorfeld geschätzt, aber gut. Nächster geplanter Pausenstopp ist dann an der Trienenwiese.

Ich laufe jetzt zwischen Waldrand und Wümmewiesen und bin – dank der abwechslungsreichen Landschaft – schnell an der Trienenwiese und somit am nächsten Kunstwerk. Hier stehen sechs Holzskulpturen – Helmut hat mir am besten gefallen

Moin

Hier steht auf der Wiese auch ein sehr gemütliches (Holz-)Nordpfade Sofa und mit dem wunderschönen Ausblick über die Wiese kann man es hier auch wieder gut für einen Moment oder auch etwas länger aushalten

So, jetzt aber langsam auf in den Endspurt. 

Vorbei an Feldern geht es zu den Westermoorer Dünen und weiter über einen Wiesenweg mitten durch die Wümmewiesen zum Unterstedter Wehr.

Am Unterstedter Wehr

Danach folgen die letzten knapp 3 Kilometer bis Rotenburg. Diese ziehen sich ein wenig, hier sind dann auch auf einmal doch recht viele Leute unterwegs – das Wetter ist auch einfach zu schön. Aber die vielen Radfahrer machen das Ganze etwas unruhig und da es mittlerweile fast 20 Grad hat und ich am Ende zwischen 21 und 22 Kilometer insgesamt gelaufen bin, bin ich auch etwas erschöpft – aber dennoch zufrieden und glücklich. Insgesamt war ich gut 5,5 Std unterwegs – ohne An- und Abfahrt. Ein toller Tag.

Wie gut, dass es noch einige Nordpfade zu erlaufen gibt. Mal sehen, welcher der nächste sein wird.

Habt ihr den sonnigen Sonntag auch genossen? Seid ihr dem wahren Leben weggelaufen? Was für Pläne habt ihr für Ostern? Zuhause bleiben? Verreisen und Familie besuchen ist ja dieses Jahr leider nicht möglich. Habt ihr auch so schöne Wandermöglichkeiten bei euch in der Nähe?

Wie auch immer – seid gut zu euch – und bitte bleibt alle gesund!

11 Gedanken zu „von (langen) Abkürzungen an der Wümmeniederung

  1. Meine liebe madam op tour, ein tolles Erlebnis, mit dir -wenn auch ausschließlich anhand deines Textes und der reizvollen Fotos- den wunderbaren Nordpfad Wümmeniederung zu bewandern
    Dein Bericht macht Lust, auch mal wieder ein Stück auf diesem Weg unter die Füße zu nehmen.
    Liebe Grüße, Erika.

    • Liebe Erika, bald laufen wir gemeinsam – irgendwann ist die Welt ja wieder „normal“ (hoffe ich doch). Dann wirst du mir sicher noch viele Wege zeigen können, die ich noch nicht kenne.
      Liebe Grüße und pass gut auf dich auf.

  2. Nun ja, mit Deinem tollen Wander-Natur-Erlebnis kann mein Sonntag nicht mithalten. Wieder tolle Eindrücke in Wort und Bild.
    Ich war recht fleißig in und ums Haus herum. Die Sonne hat Energie freigesetzt. Aber ich habe mir auch eine ausgiebige Pause mit Buch und Kaffee auf der Terassenbank gegönnt.
    Auch Ostern werde ich zu Hause bleiben. An den Elbwiesen und in die Parks brauche ich mich nicht zu begeben, da wird einfach zuviel los sein. Dann eher mal ne Runde mit dem Fahrrad und den eigenen kleinen Garten nutzen. Und darauf hoffen, dass sich bald alles wieder normalisiert.
    Womit planst Du Deine Wanderrouten? Old school mit Karten aus Papier oder mit Hilfe von Apps wie Bergfex oder Kommod?
    Bleib auch Du gesund und komm gut und ohne „Lagerkoller“ über die Osterfeiertage.

    • Liebe Sandra, klingt doch auch nach einem schönen Sonntag – und ebenfalls mit viel Natur.
      Mit komoot komme ich irgendwie nicht zurecht, muss ich mich mal in Ruhe mit beschäftigen.
      Meistens gibt es die Wegbeschreibungen online – von den Nordpfaden z.B. gibt es ein tolles Begleitheft. Unterwegs helfe ich mir dann tatsächlich oft mit googlemaps weiter oder mit „vernünftig denken“ *lach*

  3. Leider habe ich viel zu spät deinen Bericht gefunden,wollte grade ins Bett.
    Aber „Super“ wie immer.Ich hätte Angst mich da zu verlaufen.
    Nun nütze die Woche aber auch für etwas Erholung.

    • Aber das Laufen ist ja Erholung 😉 aber da ich weiß, wie du es meinst: gestern war ich tooooootal faul
      Wirklich verlaufen kann man sich auf den Nordpfaden glücklicherweise nicht – im Zweifelsfall wieder zurück bis zum letzten Schild und noch einmal gucken …

  4. Hi „madam op tour“ … schön, dass Du uns wieder einmal besucht hast … einen schönen Abschnitt hast Du Dir dafür ausgesucht … witzig … gerade letzte Woche haben die NP-Kümmerer letzte Woche auch einen Abschnitt dieses NP kontrolliert und nachmarkiert … der erste Teil im Ahewald war leider nicht dabei … das wir morgen nachgeholt, damit sich keiner mehr dort verlaufen kann.
    Deine Bilder, Deine Worte, Deine Beschreibung … so erleben wir auch immer wieder das NORDPFADE-Feeling und freuen uns, dass sich so viele Menschen an uns 24 NP-Wanderwege auch erfreuen. Wir NORDPFADE verbinden und bringen den Menschen was gutes.
    Wenn dann noch andere Menschen zu uns kommen und über uns berichten … das GEFÄLLT UNS und finden WIR PRIMA … unseren „Schlangenbaum“ hast Du aber kurz vor dem Hassendorfer Weg nicht entdeckt oder? … WIR FREUEN UNS AUF DEINEN NÄCHSTEN BESUCH … und sind gespannt, welcher von uns anderen 23 NP Du Dir dann aussuchst.
    Herzliche Grüße … Deine und Eure NORDPFADE …

    • Danke für deine netten Worte. Bis jetzt hat mich noch jeder der NORDPFADE begeistert. Für Ostern ist schon das nächste Ziel ausgesucht.
      Und tatsächlich – die Nordpfade verbinden – ich habe schon einige nette Menschen darüber kennengelernt – und bald dürfen wir hoffentlich auch wieder gemeinsam wandern gehen – wobei ich auch sehr gern allein und in meinem eigenen Tempo laufe.
      Dank an euch für die tolle Arbeit die ihr und die „Kümmerer“ leistet.

  5. Pingback: Entspannung an der Weser | madam op tour

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